Diese verästelten Strukturen lassen sich in einem Experiment mit einer als Resonator dienenden rechteckigen Küvette, die mit Wasser gefüllt ist und in die intensiver Ultraschall eingestrahlt wird, dessen Frequenz gerade die (1,1,1)-Mode der Küvette anregt, beobachten (s. Abbildung 2.1).
An verschiedenen auf die Küvette verteilten Quellpunkten enstehen Kavitationsblasen, auf die verschiedene Kräfte wirken, so dass sie sich in Bewegung setzen. Diese Kräfte werden durch die primäre und sekundäre Bjerkneskraft gebildet. Zudem wirken noch Trägheits- und Reibungskräfte. Die primäre Bjerkneskraft rührt vom äußeren, stehenden Schallwellenfeld. In einem solchen Schallfeld erfährt eine räumlich ausgedehnte Blase mit VolumenDie primäre und sekundäre Bjerkneskraft wirken gegen die Trägheit
der Blase und die viskose Reibung in der Flüssigkeit. Dabei wird bei der
Trägheit die Masse des Blaseninhalts (Gas, Dampf) zumeist vernachlässigt,
da der größte Teil von der verdrängten Flüssigkeit herrührt
(,,virtuelle Masse``; s. [22]). Diese
Größen sind allerdings für realistisch schwingende Blasen schwierig
analytisch zu fassen. Daher entnimmt man sie zumeist den experimentellen Daten oder
benutzt recht grobe Näherungen.
Die Kräftebilanz auf einzelne Blasen spielt eine Rolle im
sog. Partikel- oder Vielteilchenansatz. Man versucht für
mehrere hundert Blasen mit einem Ruheradius der Größenordnung einiger
Mikrometer, deren Bewegung im Schallfeld zu modellieren, indem in zeitdiskreten
Teilschritten jeder Blase ein Ort zugewiesen wird. Um das Problem zu vereinfachen
nimmt man an, dass alle Blasen den gleichen Ruheradius haben und ihre Verteilung
keinen Einfluss auf die Schallgeschwindigkeit in der Flüssigkeit hat. Ferner
berechnet man nur kurze Sequenzen unter einer Sekunde, um die Quellen der Blasen als
ortsfest annehmen zu können. In [30]
wird ein ausführlicher Überblick über die bisherigen Ergebnisse mit
diesem Modell gegeben. Dort wird auch ein weiterer Ansatz zur Modellierung der
Strukturbildung, das Kontinuumsmodell, beschrieben, das jedoch nicht
Gegenstand dieser Arbeit ist (s. auch [3]). In den Simulationen von PARLITZ
et al. wurde auf den wichtigen Beitrag der sekundären Bjerkneskraft
für die Strukturbildung hingewiesen. Bei starken Drücken nimmt sie die
Größenordnung der primären Bjerkneskraft an und kann
möglicherweise sogar zu einem bistabilen System führen, wenn der Druckbauch
des Ultraschallfeldes über die primäre Bjerkneskraft abstoßend wirkt,
die sekundären Bjerkneskräfte in diesem Bereich hingegen anziehend sind.
Somit ist eine nährere Betrachtung von großem Interesse.